
In meinem letzten Blog habe ich über die Corporate Culture geschrieben. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass in dieser kleinen Abhandlung auch die Corporate Communication als eine weitere wichtige Säule der Unternehmensidentität erwähnt wurde. Grund genug, um heute darüber ergänzend ein paar Worte zu verlieren.
Wir wissen: Führung lebt vor, Führung passiert immer, Führung ist ein zentraler Aspekt in jeder Organisation oder Gruppe. Führung unterstützt dabei, dass gemeinsam Ziele erreicht werden und dass wir die gemeinsame Vision immer im Blick haben. In der Führung laufen also alle Fäden zusammen, die im Gesamtbild die Identität eines Unternehmens ausmacht. Eine erfolgreiche Führung erfordert neben einer klaren Vision und einer konsequenten Umsetzung auch die richtige Kommunikation. Sie hilft Führungskräften, die Bedürfnisse und Erwartungen ihrer Mitarbeiter besser zu verstehen und zu erfüllen. Eine gute Kommunikation fördert auch ein Verständnis für die Vision und Ziele des Unternehmens, was dazu beiträgt, dass die Mitarbeitenden sich mit diesen identifizieren und sich dafür engagieren. Einen besseren Motivationsmotor kann man sich wohl kaum vorstellen.
Ich kann mich gut an ein Gespräch vor ein paar Jahren mit dem CEO eines mittelständischen Unternehmens in Süddeutschland erinnern. Er hatte ein Problem mit seinem Führungsteam, oder besser: zwei Führungskräfte hatten immer wieder Schwierigkeiten mit einigen ihrer Mitarbeiter, so intensiv und regelmäßig, dass es schließlich sogar Chef- bzw. CEO-Sache wurde. Das Mysterium wurde dadurch verstärkt, dass beide Abteilungsleiter eigentlich umgängliche Menschen waren, mit Sachverstand und auch emotionaler Reife. Nach monatelangem Rätselraten über den Grund der immer wiederkehrenden Dissonanzen entschloss man sich, einen Kommunikationsprofi zu engagieren. Nach einer Reihe sorgfältiger Analysen kam heraus: die beiden Führungskräfte hatten ein non-verbales Problem. Einer sah immer echt mürrisch aus, obwohl er die besten Absichten hegte. Der andere hatte die Angewohnheit, im Gespräch die Arme zu verschränken und seinen Kopf nach hinten zu neigen, was für viele Distanz und Arroganz signalisierte. Klar, dass alle Anstrengungen der beiden, auf einer nonverbalen Ebene gegenzusteuern, nicht klappen wollten, zumal dann außerdem Gestik und Sprache nicht kongruent waren.
Watzlawick hatte Recht.
Man kann nicht nicht kommunizieren – ein bekanntes und ebenso zeitloses Bonmot von Paul Watzlawick, dem legendären Kommunikationswissenschaftler. Und tatsächlich: Ob verbal oder nonverbal, wir Menschen kommunizieren immer. Eine wichtige Frage, die sich dabei aber schnell stellt, lautet: Machen wir das deshalb auch immer gut? Hier der Vollständigkeit halber noch ein paar weitere Erkenntnisse Watzlawicks, da sie alle relevant im zwischenmenschlichen Umgang sind:
• Jede Kommunikation hat immer einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Wir können einfach nicht rein informativ kommunizieren. Jede menschliche Äußerung enthält auch immer unsere persönliche Wertung und damit eine Beziehungsaussage.
• Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung. Wenn wir kommunizieren, reagieren wir auf einen Reiz – etwas, das wir sehen, hören, schmecken, fühlen. Und darauf erfolgt eine Gegenreaktion. Das kann zu einer Spirale nach oben oder unten werden.
• Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. Beziehungen zwischen Gesprächspartnern basieren entweder auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit in ihren Verhaltensweisen. Jeder kennt die Sache mit der gemeinsamen Wellenlänge.
Aus der Praxis
Die Führungskräfte im Unternehmen sind es, die letztlich Kultur und Stil des Umgangs mit den Mitarbeitern prägen. Zugleich sind die Aufgaben der Vorgesetzten komplexer geworden. Sie haben es mit heterogeneren Belegschaften zu tun, beispielsweise dem Culture Clash unterschiedlicher Generationen – insbesondere in Zeiten starker Umbrüche wie jetzt, wenn GenX auf GenZ trifft. Sie sind mit steigenden betrieblichen Leistungszielen konfrontiert und müssen in instabilerem Umfeld rasch und flexibel agieren. Um zwischen diesen Polen eine gute Balance finden zu können, sollten die Führungsprinzipien und die Organisation an diversen Kernelementen ausgerichtet werden.
Mitarbeiterorientierung und -partizipation: Das heißt zweierlei. Zunächst geht es darum, jedem zuzuhören, seine Bedürfnisse zu berücksichtigen und so weit wie möglich im Einklang mit den Unternehmenszielen zu berücksichtigen. Im jährlichen Mitarbeitergespräch ist dafür Raum, aber auch im alltäglichen Miteinander beim Kaffee oder zwischen Tür und Angel. Daraus erwächst zum zweiten die gezielte Förderung der jeweiligen Potenziale und Talente. Damit erreicht man, dass jeder seine Möglichkeiten ausschöpfen kann, wo es für das Unternehmen am sinnvollsten ist und wo sich der Mitarbeiter am zufriedensten fühlt.
Das Interesse dahinter: der Erhalt der Leistungsfähigkeit. Jemand, der krank wird oder vorzeitig in Rente geht, dessen Wissen nicht mehr auf dem neuesten Stand ist oder der durch Stress und Überlastung unzuverlässiger wird, nützt dem Unternehmen nichts.
Transparente Informationen: Wer die Zusammenhänge nicht verstehen kann, wird eher misstrauisch. Wer versteht, kann mitdenken und sich einbringen. Wird den Mitarbeitern Verantwortung übertragen, entlastet dies die Führungskraft. Aber natürlich funktioniert das nur, wenn einerseits die Grenzen der Verantwortung klar sind und andererseits die Mitarbeiter wissen, auf welcher Grundlage sie etwas entscheiden.
Wertschätzung und Vertrauen: Erstens gut zuhören. Oft sind wir in Gesprächen mit Menschen durch das Smartphone und durch Dinge, die um uns herum passieren, leicht abgelenkt. Bewusster und interessierter zuhören ohne Ablenkungen lautet das Gebot der Stunde. Das fördert das bessere Kennenlernen. Und wer die Menschen besser versteht, die sich hinter den Positionen verbergen, kann umso besser seine Führungsaufgaben bewältigen. Zweitens die richtigen Fragen stellen. Ob unser Gesprächspartner ein ehrliches Interesse an uns hat, erkennen wir anhand der Fragen, die wir gestellt bekommen. Desinteresse spüren wir, wenn eben keine oder falsche Fragen gestellt werden. Vorsicht ist in diesem Zusammenhang auch vor den eigenen Gedanken geboten. Was ich mir denke, kommuniziere ich auch, lautet ein ungeschriebenes Gesetz der Psychologie. Da kann ich bewusst noch so kontrolliert sein – das Unterbewusstsein bahnt sich konsequent seinen Weg ins Außen. Spätestens seit Watzlawick wissen wir ja, dass ein Großteil der Kommunikation non-verbal passiert!
Zu guter Letzt ein kleiner Tipp: Die Prinzipien kann man bestens – als Teil der Corporate Identity – in einem Leitbild verankern, zu dem alle Führungskräfte im Unternehmen stehen. Flankierende Trainings und Coaching können darüber hinaus helfen, das entsprechende Verhalten zu verinnerlichen.
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